Durch die Bahnung von Reflexbewegungen wird eine effiziente und differenzierte Muskelarbeit in der Therapie gefördert.
Was ist Vojta?
Vojta ist eines der bekanntesten physiotherapeutischen Therapiekonzepte und basiert auf neurophysiologischen Grundlagen.
Anfang der 50er Jahre entwickelte der Kinderneurologe Prof. Dr. Václav Vojta (1917-2000) seine nach ihm
benannte Therapie der sogenannten Reflexlokomotion (oder Relexfortbewegung). Vojta entdeckte die Basis seiner
Therapie bei der Entwicklung eines Behandlungskonzeptes für zerebral geschädigte Kinder. Auf gezielte Reize in bestimmten Körperlagen ließen sich bei diesen Kindern unbewusste, wiederkehrende motorische Reaktionen auslösen.
Vojta nahm an, dass es sich um angeborene Bewegungsmuster handelte. Dies wurde durch Untersuchungen gesunder Neugeborener bestätigt.
Die Zerebralparese, so folgerte Vojta daraus, muss daher als funktionelle Blockade innerhalb der Bewegungsentwicklung zu sehen sein.
Die Bewegungsabläufe der Reflexlokomotion können von der Therapeutin jederzeit abgerufen werden. Zu den 3 Grundpositionen Bauch-, Rücken- und Seitlage gibt es mehr als 30 Variationen. Durch Kombinationen der Auslösezonen und Veränderungen der Druckrichtungen kann die Vojta-Therapeutin die Behandlung individuell Ihrem
Säugling, bzw. Ihrem Kind anpassen.
Die Therapie wirkt auf die Nervenverbindungen der Skelettmuskulatur, der inneren Organe und auf höhere Gehirnfunktionen. Durch Auslösen dieser Reflexbewegungen kommt es zu Freischaltungen und Neubahnungen innerhalb funktionell blockierter nervlicher Netzwerke des Gehirnes und Rückenmarkes. Krankhafte Bewegungen werden so verändert und bei frühzeitiger Behandlung von Säuglingen sogar deren Entwicklung verhindert.
Diese Reflexmuster (Reflexkriechen, Reflexumdrehen) beinhalten für die Entwicklung
und Fortbewegung unabdingbare Komponenten:
Statt des Übens alltagsbezogener Fertigkeiten werden die angeborenen Bewegungsfähigkeiten Ihres Kindes aktiviert. Diese Fähigkeiten beziehen sich auf folgende Bereiche:
Skelettmuskulatur
Gesichts-und Mundbereich
Vegetatives Nervensystem
Wahrnehmung
Wen behandelt die Kinder-Vojta-Therapeutin?
Die Vojta-Therapie hat ein sehr weites Wirkungsspektrum. Es werden Kinder mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern behandelt, wie z. B. Cerebralparesen, Plexusparesen, Skoliose, Hüftdysplasien und -luxationen, Lageasymmetrien (Diese Veränderung des kindlichen Kopfes bedeutet auch eine funktionelle Veränderung für den Säugling, die sich sehr gut und schnell mit der Vojtatherapie beheben lassen.), Muskelerkrankungen, Muskeltonusstörungen (Hypo- & Hypertonie), zentrale Koordinationsstörungen, Frühgeborene, Schädelhirntrauma, Fußfehlstellungen, Tumorerkrankungen und genetische Syndrome (z.B. Morbus Down).
Ziel der Vojta-Therapie
In der Vojta-Therapie werden nicht primär Bewegungsabläufe wie z. B. das Greifen und das Krabbeln geübt, sondern das Gehirn angeregt, angeborene Bewegungsmuster zu aktivieren und als koordinierte Bewegungen auszuführen. Die Therapie aktiviert die Muskulatur des gesamten Körpers und nimmt damit Einfluss auf die Haltungs- und Bewegungsmuster Ihres Kindes.
Gesunden Kindern stehen bereits im ersten Lebensjahr sämtliche Bausteine der menschlichen Fortbewegung zur Verfügung. Bei Schädigungen des zentralen Nervensystems und des Haltungs- und Bewegungsapparates werden diese angeborenen Bewegungsmuster nur eingeschränkt eingesetzt.
Mit der sogenannten Reflexfortbewegung kann die Vojtatherapeutin die elementaren Bewegungsmuster bei Ihrem Kind hervorzurufen. Dazu übt die Vojta-Therapeutin bei Ihrem Kind in einer bestimmten Ausgangslage einen gezielten Druck auf bestimmte Körperzonen aus. Wichtig für Sie als Eltern ist zu wissen, dass dieser Druck bei Ihrem Kind keine Schmerzen auslöst.
Der Reiz führt bei Ihrem Kind zu zwei Bewegungskomplexen, in denen alle Bausteine der menschlichen Fortbewegung enthalten sind: das „Reflexumdrehen“ und das „Reflexkriechen“.
Weitere Ziele sind die Vermeidung pathologischer Motorik („auffällige Bewegungsmuster“ sogenannte Ersatzmuster), die Wiederherstellung einer physiologischen Wahrnehmung und Muskelspannung, das Erweitern des Körperschemas, Regulierung von vegetativen Reaktionen (Atmung / Herzfrequenz etc.) und die Korrektur von Fehlhaltungen und Fehlstellungen der Gelenke.
Welche Rolle spielt die frühe Eltern-Kind-Interaktion in der Vojta-Therapie?
Wie alle Therapieformen stellt auch die Vojtatherapie Ansprüche an Sie als Eltern.
Die Übungsprogramme müssen möglichst regelmäßig durchgeführt werden. Daher liegt uns die Motivation und Schulung der Eltern besonders am Herzen und ist wesentlich für den Erfolg der Therapie verantwortlich.
Der therapeutisch gewünschte Aktivierungszustand äußert sich bei Säuglingen während der Behandlung normalerweise durch Schreien.
Dies führt bei Ihnen als Eltern verständlicherweise zu Verunsichrungen, und lässt Sie annehmen, Sie tun Ihrem Säugling weh. Dies ist nicht der Fall. Das Schreien ist in diesem Lebensalter ein adäquates Ausdrucksmittel Ihres Kindes auf die ungewohnte Aktivierung und die körperliche Anstrengung. In den Übungspausen und nach Beendigung der Therapie schreien die Säuglinge nicht. Sobald die Kinder sprechen können, kommt es unter der Therapie nicht mehr zum Schreien.
Es ist wichtig, dass Sie mögliche Zweifel und Ängste bei der Durchführung der Therapie mit Ihrer Vojta-Therapeutin ansprechen.
Durch die Vojta-Therapie kommt es zu positiven Veränderungen in der Bewegungskoordination Ihres Kindes. Damit ist Ihr Kind in der Lage, seine eigenen Wünsche und Ziele besser zu verfolgen, es ist zufriedener und ausgeglichener und weniger frustriert. Die körperliche Zuwendung und Sicherheit, die Sie als Eltern Ihrem Kind in der Vojta-Therapie vermitteln, stärkt die Eltern-Kind-Beziehung.
Einsatz der Vojta-Therapie im KidTZ
In unserer Praxis kommt die Vojta-Therapie bei Kindern aller Altersstufen zum Einsatz und sollte so früh wie möglich beginnen, um die gerade im ersten Lebensjahr bestehende Plastizität des zentralen Nervensystems auszunutzen.
Die Therapie wird den Eltern in der Praxis erklärt und sowohl an Puppen wie auch am Kind gezeigt. Anschließend bekommen die Eltern Übungen, um diese dann zuhause 3-4x täglich durchzuführen.
Diese Frequenz ermöglicht Ihrem Kind, rasch Fortschritte zu machen und die vorhandenen Defizite aufzuholen oder gar zu überwinden. Die Eltern werden stetig in der Praxis in Bezug auf die Durchführung der Übungen angeleitet, damit sich keine Fehler einschleichen und Unsicherheiten beseitigt werden können. Vojta wird aber auch je nach Krankheitsbild in Kombination mit anderen Therapien zum Einsatz gebracht. Dazu gehört Bobath genauso wie die Manuelle Therapie, Skoliosetherapie nach Schroth oder auch Castillo Morales.
Sollten Sie noch Fragen zu dieser Therapie haben, dann wenden Sie sich bitte an Ihre Therapeutin.
Weiter Informationen finden Sie auch unter folgenden Links:
Literatur: Die Broschüre: “Das Vojta-Prinzip” der Internationalen Vojta Gesellschaft e.V.
Dies sagt Wikipedia zu Vojta